Turnerreise in Benken

19. September 2018

Zehn Turnerinnen und Turner treiben in einem Stausee vor sich hin. Einige versuchen sogar, der Strömung – verursacht durch die Turbinen des Staudamms – mit Arm- und Beinschlägen etwas entgegen zu wirken. Die kurlig aussehenden Paddelaktionen erinnern dabei meist mehr an ein krabbelndes Baby, als an einen Schwimmer. Die Worte unseres Guides hallen dabei durch jeden unserer Köpfe: «Wenn ihr von den Turbinen angesogen werdet, müsst ihr euren Helm vorausstrecken, und hoffen, dass die Turbine blockiert.»

Obschon die oben beschriebene Situation wie aus der Feder eines Regisseurs klingt, müssen wir am Anfang der Geschichte der diesjährigen Turnerreise beginnen. Wie so oft begann diese mit einer eigentlich nicht erwähnenswerten Autofahrt, in diesem Fall nach Benken in St. Gallen. Bemerkenswert ist dabei nur, wie schnell man in Reichenburg ist. Oder hast du gewusst, dass man in 45 Minuten eine schönere Aussicht geniessen kann, als auf dem Rigi?

Bereits beim Beziehen der Betten kamen erste Fragen auf: Es gab zwei Scheunen, die eine gepflastert mit Matratzen, die andere vollgestopft mit Heu. Mit der Aussicht auf das Canyoning am nächsten Morgen haben sich allerdings alle für die bequemeren, dennoch ungemütlichen, Matratzen entschieden. Heu hin oder her, unsere Organisatorin hatte versprochen, dass man heute Baden gehe, was der Entscheidung offensichtlich etwas Zeitdruck verlieh – wer badet denn nicht gerne?

Am Klöntalersee angekommen, mussten sich die Turnerinnen und Turner allerdings zuerst mit einer 3-stündigen Wanderung herumschlagen. Es ging genau ein Mal um den See, mit einem Zwischenstopp in einer Beiz in der Mitte. Auch wenn man den Schwumm im See nach der Wanderung verdient gehabt hätte, so trauten sich viele doch nicht in das vom Gletscher gekühlte, ja beinahe gefrorene und doch flüssige Wasser. Wer sich allerdings überwand, dem wurde eine verdiente Abkühlung zu teil.

Die Nacht von Samstag auf Sonntag wurde mit einem ruhigen Spieleabend eingeleitet. Nach für Turnvereinverhältnisse erstaunlich viel Schlaf gab es am Morgen ein königliches Zmorgen-Buffet, exklusiv fü uns! Gestärkt und teils auch überfressen machten wir uns auf zum Treffpunkt fürs Canyoning. Nach einer kurzen Vorstellrunde mit unserem Guide verteilte dieser ein Set an Abseilausrüstung. Mit seinem zugegebenermassen ziemlich überzeugenden Scherz, wir würden uns mit einem 200-Meter-Seil an einer 300 Meter hohen Felswand über dem Wasser abseilen, lockerte er die Stimmung angenehm auf. An einer «nur» 40 Meter hohen Staumauer erklärte unser Guide dann die genauen Bezeichnungen unserer Utensilien, deren Spezifikationen und vor allem für uns wichtig: die maximale Belastbarkeit…

Mit dieser ersten Erfahrung, wie man sich abseilt, stürzten wir uns ins Abenteuer. Obwohl, eigentlich stolperten wir anfangs eher einen engen, immer steiler werdenden Pfad bis zu einem Bergbach hinunter. Bevor unser Guide auch nur ein Wort an uns wenden konnte, wateten wir in Kreisen auf und ab, um uns an das dubiose Gefühl von überfluteten Wanderschuhen zu gewöhnen – wie kleine Kinder eben. Das Canyoning begann mit einer Rutschpartie an einem kleineren Wasserfall. Bereits das erste Hindernis forderte jeden einzelnen heraus, unsere Grenzen auszukundschaften. Einmal unten angekommen strahlten die Gesichter bis zum Ende unserer Flusswanderung ununterbrochen – das erste Hindernis offenbarte den Spass, den man dabei hat, optimal.

Auf dem Weg bergab begegneten wir unter anderem einem ca. 25 Meter hohen Wasserfall, an dem wir uns abseilen liessen, mehreren langen Rutschen – manchmal mit einem anschliessendem freien Fall – und vielen Gelegenheiten, von 3, 7, 11 oder 20 Meter hohen Vorsprüngen zu springen. Die höchsten Sprünge waren dabei ganz am Schluss, und mündeten im am Anfang beschriebenen Stausee. Dass die Turbinen liefen und der Staudamm am Strom produzieren war, daran bestand kein Zweifel, allerdings war der Sog dann doch nicht so stark, wie uns unser Guide erst weis machen wollte…

Alles in allem war dies wieder mal ein starkes, sehr amüsantes aber teils auch anstrengendes Turnerreis-Weekend mit ganz vielen Erinnerungen.